Freitag, 19. Januar 2007

Prof. Wiegels: Doch eine erste Legion!

Professor Dr. Rainer Wiegels, zweiter Vorsitzender der Varus-Gesellschaft im Osnabrücker Land e.V. spricht als erster "Kalkrieser" nun auch die Möglichkeit einer Ersten Legion in Kalkriese an: "Legio I in Kalkriese? Zu einer Ritzinschrift auf dem Mundblech einer Schwertscheide aus Kalkriese, in: G. A. Lehmann u. R. Wiegels (Hrsg.), Römische Präsenz und Herrschaft im Germanien der Augusteischen Zeit (Göttingen 20007, S. 89 ff). Was wir schon aus den Panzerschließen-Inschriften des AIUS richtig geschlussfolgert hatten, findet jetzt schönste zusätzliche Bestätigung aus weiteren Funden, die nur richtig statt manipulativ interpretiert werden müssen. Allerdings fällt es Prof. Wiegels extrem schwer, nach der frühen Festlegung von1990/93 (zusammen mit Wilbers-Rost und Franzius) nun auch öffentlich einzugestehen, was er im Grunde längst verstanden hat: Dass die Häufung der I (Legio I) und des P (Legio Prima) auf den Kalkrieser Funden nicht Kohorte und nicht Centurie meint - sondern Legion!

Und dass damit auch ganz zwanglos das Fehlen der Varianischen Legions-Kennziffern erklärt ist: Die I. Legion war in Kalkriese, aber nicht die Legionen XVII, XVIII und XIX - keine Spur davon trotz intensivster Suche! So veröffentlicht er doch tatsächlich als höchstpersönliches Kontrastprogramm auf S. 1 ff des "Varus-Kurier" (Informationen für Freunde und Förderer des Projekts Kalkriese, Varusschlacht im Osnabrücker Land, Museum und Park Kalkriese, 12. Jg.-I/Dezember 2006) zur Beruhigung seiner Vereinsmitglieder noch einmal seine frühere Meinung: "Im Kampf mit den Germanen - Cohors I in Kalkriese!" Was für eine geistige Verrenkung: Nun muß Varus auf Befehl des Kalkriese-Zitierkartells statt mit den drei Legionen LEG XVII, LEG XIIX (so die Grabstein-Inschrift Xanten) und LEG XIX (C I/3. Kohorte, so auf einem Blech aus Dangstetten) mit nur einer I. Kohorte (ohne Legionskennung) gegen die Germanen des Arminius kämpfen.

Längst ist Wiegels klar, dass die weitere I auf einem Bleilot und das P(rima) auf dem Mundblech einer Schwertscheide immer die Erste Legion kennzeichnen, nicht die Erste Kohorte und Erste Zenturie. Aber Wiegels bedauert sehr: "Wiederum wird die cohors I einer Legion genannt, wiederum - leider - aber ohne Legionsziffer. Für die betreffende Zeit nicht ungewöhnlich ist die Schreibweise P für prima an Stelle einer Ziffer, was z. B. auch in einer weiteren Ritzinschrift auf einem Mundblech einer Schwertscheide aus Kalkriese in dieser Form geschah, dort aber wohl zur Bezeichnung einer Legion, nicht einer Kohorte diente".

Es gibt also doch noch Hoffnung, dass wissenschaftliche Redlichkeit sich gegen die Manipulation der öffentlichen Meinung durchsetzt.

Mit freundlichen Grüßen,
Univ.-Prof. Dr. Siegfried G. Schoppe

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